Hochsensible Menschen

 

Grundlegendes zum besseren Verständnis hochsensibler Menschen

Alle Menschen fühlen sich innerhalb einer bestimmten Bandbreite von Anregung durch verschiedenste Reize am wohlsten. Erhalten sie nicht genügend Anregung bzw. Stimulation, fühlen sie sich gelangweilt und unwohl. Sind sie hingegen mehr, oder intensiveren Reizen ausgesetzt als ihnen lieb ist, so fühlen sie sich überfordert, hilflos oder gar bedroht.

Ein gewisser Prozentsatz der Menschen, nach Dr. Elaine Aron „Highly Sensitive Person“, „Hochsensible Person“ oder HSP genannt, erreichen die optimale Anregung schon dann, wenn sich andere noch langweilen. Ist eine Situation für die Mehrheit ausreichend laut, wild, interessant, "spannend", dann sind HSP oft bereits überreizt und erreichen den unangenehmen Zustand der Überstimulation merklich früher, als andere. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sie weniger Reize aushalten, sondern daran, dass sie mehr wahrnehmen.

Hochsensibilität ist keine Störung oder Krankheit, sondern die geerbte Veranlagung eines besonders empfindlichen Nervensystems, mit weniger Übertragungsverlusten durch einen erhöhten Neurotransmitteranteil. Dadurch nehmen HSP mehr und feinere Einzelheiten auf und verarbeiten alle Eindrücke ausführlicher und tiefer. Durch Nicht-Erkennen dieses Wesenszuges, kann es allerdings zu Störungen und Leiden kommen, wenn im Alltag diese Temperamenteigenschaft zu wenig Berücksichtigung finden kann.

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Hochsensible haben zwar Gemeinsamkeiten, sind jedoch in vieler Hinsicht sehr verschieden, ihre hohe Sensibilität kann in verschiedenen Bereichen gelagert sein:

Sensorisch sensible Menschen haben besonders feine Sinneswahrnehmungen: Geräusche, Gerüche, Licht und Farben wirken auf sie besonders stark. Oft haben sie in diesen Bereichen eine Begabung: musisch, künstlerisch, ästhetisch. Ev. Nachteile: oft besonders lärmempfindlich, leicht irritiert, von vielen Sinneseindrücken schneller überlastet.

Emotional sensible Menschen nehmen besonders die Feinheiten in zwischenmenschlichen Bereichen auf. Sie sind mitfühlend, hilfsbereit, empathisch, oft besonders genaue Zuhörer mit starker Intuition. Herausforderungen: fühlen sich oft überfordert von der Last all dessen, was sie wahrnehmen. Oft reagieren sie in Gesprächen auf die Untertöne stärker als auf die ausgesprochene Botschaft des Gesprächspartners.

Kognitiv sensible Menschen haben ein starkes 'Gefühl' für Logik, für 'Wahr oder Falsch', und denken in sehr komplexen Zusammenhängen. Haben oft besondere Begabungen auf wissenschaftlichem oder technischen Gebiet.Probleme können sich ergeben, wenn das komplexe Denken die Kommunikation im Alltag behindert.
Viele HSP sind in mehreren Bereichen sensibel, aber meist haben HSP einen Schwerpunkt. Entsprechend ist es auch schwierig, allgemeingültige Tipps für die Alltagsgestaltung hochsensibler Menschen zu geben. Denn nicht nur die Begabungen liegen in verschiedenen Lebensbereichen, sondern auch die Schwächen und Problembereiche.
70% der HSP sind introvertiertund ziehen sich situationsbedingt häufig zurück. Dadurch werden sie als scheu, gehemmt oder asozial eingestuft – dabei sind die meisten HSP sehr sozial und kontaktfreudig, benötigen jedoch oft andere Rahmenbedingungen und eine grundlegende Tiefe des Kontaktes. Ca. 30% der Hochsensiblen sind extrovertiert und dabei sehr aktiv, engagiert und kontaktfreudig. Oft wissen sie nicht, dass sie hochsensibel sind, und wundern sich nur über ihre gelegentlichen körperlichen oder seelischen Zusammenbrüche. Gerade extrovertierte Hochsensible geraten häufig in Gefahr, sich selbst zu überfordern, weil sie auf ihre Anlage nicht ausreichend Rücksicht nehmen, während Introvertierte zu Isolation und Alltagsvermeidung neigen.

Hochsensible merken oft schon als Kind, dass sie in manchen Bereichen anders sind als die Mehrheit, dadurch fühlen sie sich fremd, nicht zugehörig, obwohl sie das doch so gerne wollen. Ihr Erleben ist, dass der Alltag in der modernen Welt, bzw die Welt nicht zu ihnen passt. Dadurch kann das Gefühl entstehen, nicht in Ordnung zu sein, Zerrissenheit, Verleugnen ihres Wesens und unterschiedlichste Arten von „Störungen“ sind die Folge. Das können Kinder jedoch verhindern, indem sie mit ihrer „Andersartigkeit“ umgehen lernen und von Eltern und Lehrern bewusst auf ihrem Weg begleitet werden.

Obwohl die Erforschung der Hochsensibilität schon auf C. G. Jung um 1920 zurückzuführen ist, erhielten HSP mit ihren Stärken und Schwächen erst in den letzten 10 Jahren zunehmend Aufmerksamkeit von Forschern und Psychologen. Dadurch ist heute schon viel über die Zusammenhänge und Auswirkungen dieser Gabe bekannt.

Es ist mir ein Herzensanliegen, hochsensiblen Kindern, Eltern, Erwachsenen zu zeigen, dass Hochsensibilität eine Qualität ist, der wir mit Dankbarkeit und Wertschätzung begegnen dürfen. Wir können lernen, sie "mit Sanft-Mut und Freude" bestmöglich für uns und unsere Mitmenschen einzusetzen. Dabei stehe ich Ihnen mit meinen persönlichen und beruflichen Erfahrungen als Hochsensible mit hochsensibler Familie, als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Gewaltschutztrainerin voll und ganz zur Verfügung.
Ihre Mira Feist